Die Bundestagswahl 2013 steht vor der Tür. Die kommenden zwei Artikel möchte ich deshalb nutzen, um einen näheren Blick auf die beiden Kandidaten Peer Steinbrück und Angela Merkel zu werfen. In diesem Artikel geht es um Peer Steinbrück. Was ist er für ein Mensch? Wie tickt Peer Steinbrück? Und wieso tritt er von einem Fettnäpfchen ins andere?
Alle meine Charakteranalysen basieren auf dem HUMM®-Modell, einem wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitsmodell. Es ist darauf ausgerichtet, jedem bei der Entwicklung von emotionaler Intelligenz und Menschenkenntnissen zu helfen – unabhängig von Vorkenntnissen (z.B. Psychologiestudium) und ohne besondere Hilfsmittel (z.B. Fragebogen).
Peer Steinbrücks Werdegang
Nach seinem Abitur war Steinbrück ab 1968 zwei Jahre lang Zeitsoldat. Während dieser Zeit trat er auch der SPD bei. Danach studierte er in Kiel Volkswirtschaftslehre und begann anschließend seine Karriere im Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Nach nur 3 Jahren wurde Peer Steinbrück persönlicher Referent des Bundesministers für Forschung und Technologie und arbeitete später mehrere Jahre im höheren Dienst des Bundeskanzleramtes. Nach weiteren Stationen wurde er 1986 Büroleiter von Johannes Rau, der damals Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens war. 1990 wurde er dann Staatssekretär, 1993 Landesminister, 2002 Ministerpräsident und ab 2005 Bundesminister. Seit 2009 war er dann als einfacher Bundestagsabgeordneter tätig, bis er schließlich, im Oktober 2012, Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2013 wurde.
Peer Steinbrück – der Mann mit Ecken und Kanten
Die erste und wahrscheinlich stärkste Charakterkomponente Peer Steinbrücks ist der Politician. Er ist sehr direkt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er hat auch keine Probleme damit, seine Gegner verbal anzugehen. Man bekommt bei Steinbrück sogar das Gefühl, dass er Stolz darauf ist, unbequem zu sein und anzuecken. Weitere Hinweise dafür, dass er ein starker Politician ist, lassen sich auch aus seinem bisherigen Lebenslauf gewinnen. Besonders auffällig ist sein Streben hin zur Macht, beispielsweise durch die relativ frühe Tätigkeit als persönlicher Referent eines Bundesministers oder seine Anstellung im Bundeskanzleramt. Seine gesamte Laufbahn basiert auf der Exekutive, bei der die Ausübung von Macht im Vordergrund steht. Auch das über die Wehrpflicht hinausgehende Engagement beim Militär passt zum Politician.
Der Politician ist eine sehr machtorientierte Charakterkomponente, die von manchen eher negativ gesehen wird. Um die ständigen Machtkämpfe in Politik oder Wirtschaft gewinnen zu können, braucht man jedoch ein gewisses Maß an Politician. Diejenigen, die ohne Politician antreten, unterliegen in der Regel, da sie nicht die psychologischen Vorraussetzungen mitbringen, um sich in dieser sehr kompetitiven Umgebung durchsetzen zu können. Fast jeder, der in Politik oder Wirtschaft in eine vergleichbare Position gelangt, besitzt dieses Streben nach Macht und die damit verbundene Aggressivität. Peer Steinbrück ist also ein Machtmensch, aber das gilt für fast alle führenden Köpfe in Wirtschaft und Politik.
Der Finanzexperte Peer Steinbrück
Die zweite Komponente in Peer Steinbrücks Persönlichkeit ist der Engineer. Diese Charakterkomponente agiert sehr rational, ist sehr strukturiert und glänzt durch fachlich-inhaltliche Kompetenz. Sie tut sich aber schwer im Umgang mit Menschen. All dies trifft auch auf Steinbrück zu. Sein ehemaliger Chef im Bundeskanzleramt beurteilt ihn beispielsweise als „sehr scharfer Denker, analytisch klug“. Zudem hat er schon als Kind und Jugendlicher sehr viel gelesen, was ebenfalls ein Beleg für den Engineer ist, der sich gerne alles im Detail anschauen möchte. Auch sein bekanntestes Hobby, das Schachspielen, ist sehr kopflastig und ein typisches Engineer-Hobby.
Peer Steinbrücks Persönlichkeit
Peer Steinbrücks Persönlichkeit ist also eine Mischform aus Politician und Engineer, was dem typischen deutschen Manager entspricht. Steinbrücks Charaktermix ist vor allem auf den Erhalt und Ausbau von Macht ausgerichtet, ohne dabei emotional oder impulsiv zu agieren. Im Gegenteil, sein Stil ist sachlich und aufgabenorientiert. Nur wenn er persönlich (statt inhaltlich) kritisiert wird oder sich bei Mitarbeitern inhaltliche Fehler häufen, kann er schnell gereizt reagieren. Sein Persönlichkeitstyp schätzt Fachwissen, als die beste Möglichkeit aufzusteigen. Für seinen Aufstieg ist er typischerweise auch bereit, hart zu arbeiten. Steinbrück arbeitet sich z.B. relativ schnell zum persönlichen Referenten eines Bundesministers hoch und überspringt in seiner Karriere das ein oder andere Mal eine Stufe. Wäre Steinbrück Bundeskanzler, würde er rationale Entscheidungen treffen und hart und ausdauernd für seine Positionen kämpfen, sich bei inhaltlich validen Argumenten aber auch vom Gegenteil überzeugen lassen.
Über die Schwächen von Steinbrücks Persönlichkeitstypen wird zurzeit recht ausführlich in den Medien berichtet. Es fehlt das Menschliche, das Warme, das Herzliche, was die Persönlichkeitstypen Artist, Doublechecker oder Mover einbringen würden. Es fehlen außerdem vor allem Feingefühl und die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzudenken. Dies spricht auch für eine untergeordnete Rolle des Hustlers – Steinbrück verstellt sich nicht, auch wenn es für ihn vorteilhaft wäre. Politicians sagen sehr direkt und sehr ehrlich was sie denken. Ist jemand mit ihrer Meinung nicht einverstanden, neigen sie, statt zu diplomatischem Einlenken, eher dazu, ihre Äußerungen zu verteidigen. Auch, dass Steinbrück auf einige arrogant wirkt, beispielsweise durch seine Äußerung, keinen Wein unter 5 Euro zu trinken, ist für Politicians nicht untypisch.
So viel zu Peer Steinbrück. Im nächsten Artikel werde ich den Charakter von Angela Merkel, der „Titelverteidigerin“, analysieren. Wenn auch Sie das notwendige Wissen erwerben möchten, um beispielsweise die Persönlichkeit ihres Chefs oder ihrer Kunden zu analysieren, sollten Sie sich unser Ebook Soziales Kompetenztraining herunterladen.